Friday, 14. November 2003

Zur politischen Exkommunikation eines christlichen Fundamentalisten


Der Psychoanalytiker Otto Fenichel hat den Antisemitismus als das projektive Verhalten einer neurotischen Persönlichkeit gedeutet. Antisemiten "entdecken" ihre eigenen verdrängten Persönlichkeitsmomente in jüdischen Menschen, um sie dort zu verfolgen und zu unterdrücken. Der Sozialpsychologe Ernst Simmel behauptete noch weiter gehend, dass der antisemitische Christ den Juden in Teufelgestalt braucht, um ihn den Hass erdulden zu lassen, der im christlichen (!) Zivilisationsprozess nicht abgebaut wurde. So wirft der Skandal im Fall des bekennenden Fundamentalisten Martin Hohmann nicht allein die Frage auf, wie antisemitisch dieser Politiker ist. Das Leitthema heißt vielmehr, ob christlich konservatives Denken solche Diskriminierungsschemata unweigerlich produziert, nachgerade im eigenen Selbstverständnis von ihnen abhängig ist. Handelt es sich bei Hohmanns Äußerung um das Exemplum eines fundamentalistischen Politikbegriffs, der ohne Freund-Feind-Denken nicht auskommt und demnächst wieder die Hatz auf die Gottlosen aller Sorten eröffnet?

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