Sunday, 14. August 2016

Was hat dieser Mann getan?


Der amerikanische Internetaktivist Jacob Appelbaum soll in Berlin Mitstreiterinnen sexuell missbraucht haben. Die Vorwürfe spalten die Szene.

Das Jahr 2016 ist erst wenige Stunden alt, als die Orgie in der Berliner Altbauwohnung von Jacob Appelbaum am Prenzlauer Berg richtig losgeht. Im Wohnzimmer hat jemand das Sofa ausgeklappt, zwei Paare haben dort gleichzeitig Sex. Manche der Gäste haben zuvor, auf einer anderen Feier, bereits die synthetische Partydroge MDMA eingeworfen, die euphorisiert und das Nähebedürfnis verstärkt. Ein drittes Paar ist im Schlafzimmer zugange. In Appelbaums Bett oder auf dem Sofa soll später ein Verbrechen passiert sein. Im Wohnzimmer haben sich ein paar Leute auf dem Boden niedergelassen, alle sind angezogen. Sie haben die Musik laut gestellt, damit das Stöhnen der anderen weniger stört. Eine junge Journalistin hat es sich auf dem Schoß eines Mannes bequem gemacht, er massiert ihren Rücken. Gegenüber sitzt eine junge Amerikanerin, sie hat die anderen erst vor ein paar Tagen kennengelernt und wirkt, als fühle sie sich unwohl auf dieser Party – das wird später einer sagen, der dabei war. Sie spricht wenig, hört aber freundlich zu. Meist redet ohnehin der Gastgeber, um den herum die Gruppe sich versammelt hat: Der Amerikaner Jacob "Jake" Appelbaum, 33 Jahre alt, Spezialist für Computersicherheit und ein Rockstar der weltweiten Hackerszene. Sein Name wird in einem Atemzug genannt mit der Elite der digitalen Dissidenten, Edward Snowden oder Julian Assange. Für viele sind diese Männer Erlöserfiguren. Appelbaums Silvestergäste, etwa zwanzig, sind Programmierer, Hacker, Aktivisten aus aller Welt. Sie verbindet eine Mission: Sie nutzen Verschlüsselungstechnik, um gegen den verhassten Überwachungsstaat zu kämpfen.

zeit.de

... Comment